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Bulimie im Lager – Warum zu knappe Bestände kritisch sind
Geschrieben von:  Frank Sundermann | | Geschätzte Lesezeit 4 Minuten

Bulimie im Lager – Warum zu knappe Bestände kritisch sind

Was hat krankhaftes Abnehmen und Bestandsoptimierung gemeinsam – eine ganze Menge und angesichts angeschlagener Lieferketten durch Corona besteht hier Handlungsbedarf meint Frank Sundermann.

Bestände optimieren kann zur Sucht werden. Da denkt man bisher, dass das gebundene Kapital im Lager immer weiter reduziert werden kann und bemerkt nicht, dass wie bei dem ein oder anderen Model in Modebranche der Lagerbestand schon zu stark abgemagert ist. Gerade die letzten Monate der Corona-Zeit haben gezeigt, dass Lieferketten durch Viren verwundbar sind und schon kleinste Lieferverzögerungen das ganze Konzept knapper Bestände an den Rande des Kollaps führt.

Ist die Schlussfolgerung daraus nun, die dass wir uns ungezielt bis unter das Dach wieder aufstocken (ähnlich einer Fressattacke) oder alles wieder an lokale Kirchturmlieferanten vergeben? Das kann sicher nicht der Weg sein. Nachfolgend möchte ich Ihnen vier Vorschläge machen, wie kontrolliert zugelegt werden kann, ohne Fettpölsterchen anzusetzen.

Vorschlag 1: Einrichten von Rahmenabrufaufträgen

Teile bei Bedarf schnell verfügbar haben und doch keinen Lagerbestand aufbauen – Rahmenabrufaufträge machen es möglich. Analysieren Sie Ihre Bedarfe des letzten Jahres nach einer ABC/XYZ-Analyse (siehe Grafik) und stellen Sie die werthaltigen Teile auf Rahmenabruf um, bei denen Sie einen kontinuierlichen Bedarf haben. Bevor Sie den Rahmenabrufauftrag für z.B. 12 Monate platzieren, sollten Sie noch einmal Rücksprache mit dem Fachbereich halten bzgl. möglicher Änderungen. Auch sollten Sie bei der Menge nicht auf die vollen 100% gehen, sondern 66-75% des Vorjahres ansetzen. Ggf. können die Abrufe auch über ein unternehmensübergreifendes Mehr-Behälter-KANBAN aufgesetzt werden.

Bewirtschaftungskonzept nach ABC/XYZ-Analyse
Bewirtschaftungskonzept nach ABC/XYZ-Analyse

Vorschlag 2: Konsignationslager

Alternativ zu Vorschlag 1 (Rahmenabrufaufträge) kann das Konsignationslager auch ein Weg sein. Hierbei befindet sich die Ware physisch bei Ihnen, gehört aber rechtlich noch dem Lieferanten. Sie haben die Ware in Ihren Warenbestand und bezahlen aber erst, wenn Sie entnehmen. Das ist gerade bei einer unsicheren Lieferkette eine geschickte Möglichkeit. Bei der Einrichtung von Konsignationslägern sind einige Punkte zu beachten, wie z.B. die klare Abgrenzung von Ihrer Lagerware (eigener Lagerbereich, Kennzeichnung etc.).

Vorschlag 3: Lieferantenzwischenlager

Manchmal will die eigene Logistik-Abteilung nicht ein Konsignationslager im eigenen Bereich haben, da die Organisation dessen zu aufwendig ist. Eine alternative Lösung dazu kann sein, dass der Lieferant selber ein Lager in Ihrer räumlichen Nähe einrichtet, aus dem Sie bei Bedarf die Versorgung sicherstellen. So hat zum Beispiel ein chinesischer Lieferant für Guss eine Halle ca. 100m von seinem norddeutschen Kunden angemietet, die als ein solches Zwischenlager fungierte. Natürlich hat das nicht von alleine geklappt und der Einkauf hat beim Zustandekommen des Mietvertrages unterstützt.

Vorschlag 4: Verkürzung Dispositionsläufe

Die Märkte sind volatiler und schnelllebiger geworden, auch durch Corona und mögliche weitere (regionale) Lockdowns. Früher konnte für ein Quartal disponiert werden. Heute dreht sich der Markt innerhalb von 1-2 Monaten. Wenn Sie Rahmenabrufaufträge aufgesetzt haben, dann können Sie auch Ihre auftragsunabhängigen Bedarfsläufe verkürzen, ohne Mehrkosten für die kleineren Abnahmemengen zu zahlen (z.B. auf Monatsbasis). Und bevor Sie disponieren, empfehle ich einen Regeltermin mit dem Vertrieb zu vereinbaren, um die zukünftigen Absatzwahrscheinlichkeiten und die daraus resultierenden Bedarfe abzugleichen.

Diese vier Vorschläge können Ihnen helfen, sich für die nächsten Monate zu wappnen, denn die Zeiten und damit auch die Stabilität der Lieferketten werden aufgrund von Corona auch weiterhin ungewiss bleiben.

Veröffentlicht in:

Einkaufsmanager KW 47-49 2020, © VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG

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Titelbild: Pixabay happyveganfit

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