
Wo können Einkäufer KI aktuell in der Lieferkette sinnvoll einsetzen?
VUCA war gestern, heute ist BANI
Unsere Welt ist heutzutage nicht mehr VUCA (volatile, uncertain, complex, ambiguous). Das war vor der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg.
Nein, heute leben wir in einer Welt von BANI (brittle, anxious, nonlinear, incomprehensible). Also einer dürren und nicht linearen Welt, die uns Angst macht, weil wir sie nicht mehr begreifen. Insbesondere bei diesem Begreifen kommt KI zum Tragen, da ihr Mehrwert daran liegt, Muster zu erkennen, die wir Menschen nicht oder zu spät wahrnehmen.
KI in der Lieferkette fängt vorne an
Der Einsatz von KI in der Lieferkette beginnt bereits bei der Bedarfsplanung. Da die Stärke von KI in der Mustererkennung liegt, können Einkäufer Erkenntnisse aus vorhandenen ERP-Daten ziehen, um neu eingehende Auftragsdaten besser bewerten zu können. So kann der Einkauf bei stärker oder schwächer werdender Nachfrage die Beschaffung in der Lieferkette steigern oder auch drosseln.
Hinweis
Algorithmen helfen, Trends schneller zu erkennen
Softwareanbieter wie z. B. SAP haben ihre Planungslösungen um Machine-Learning-Algorithmen ergänzt, damit diese Trends schneller erkannt werden, insbesondere bei Tausenden unterschiedlicher Produkte, wo der Mensch schnell den Überblick verliert.
Gegen Risiko hilft KI
Wie anfällig unsere globalen Lieferketten sind, haben wir in den letzten Jahren gemerkt. Um die Risiken von Versorgungsengpässen schneller zu erkennen, ist KI ein effektives Gegenmittel wie Antibiotika gegen Bakterien. Supply-Chain-Risk-Management-Lösungen wie z. B. Sphera tracken die Lieferanten und Transportrouten hinsichtlich möglicher Gefahren wie Bränden, Streiks, Naturkatastrophen, Insolvenzen und gesperrten Kanälen (z. B. Suezkanal). Die Information kann entscheidend sein, um ggf. auf alternative Lieferanten oder Routen auszuweichen. Wer wie bei einem Hausmittel auf eine einfache, aber effektive Lösung der Lieferantenrisiken setzen will, kann sich auch mittels Google Alert regelmäßig über seine Lieferanten informieren.
Mit ChatGPT zu mehr Nachhaltigkeit
Risiken gibt es nicht nur durch Versorgungsengpässe, diese können auch in der fehlenden Nachhaltigkeit der Lieferanten liegen. Auch hier arbeiten Plattformen wie Integrity Next und Prewave mit KI-basierten Crawlern, die das Internet nach Meldungen zu Nachhaltigkeitsverstößen durchsuchen und verdichten. Aber auch Large-Language-Modelle wie z. B. ChatGPT werden heutzutage eingesetzt, um Lieferanten nach NACE-Code automatisch zu klassifizieren, was für die Wesentlichkeitsanalyse wichtig ist. So ist dies für Tausende von Lieferanten innerhalb eines Tages möglich, wofür ohne KI wahrscheinlich Wochen notwendig wären.
Fazit
If you are not using AI, what are you waiting for?
Weil unsere Welt immer weniger greifbar und komplexer wird, ist der Einsatz von KI umso wichtiger. Wo Sie damit anfangen, hängt von Ihrer spezifischen Situation ab. Lösungen wie die oben erwähnten gibt es – und viele mehr. Es geht also nicht mehr um „ob“, sondern nur noch um „wo“ Sie starten, um Ihre Lieferkette mittels KI ein bisschen weniger BANI zu machen.
Erschienen im:
Einkaufsmanager Sonderausgabe KW 16-18 | 2025, © ZOLEX