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“Es wäre ein Fehler, Lieferantenbeziehungen nach Osteuropa oder Asien zu beenden“
Geschrieben von:  Dr. Mark Krieger | | Geschätzte Lesezeit 5 Minuten

“Es wäre ein Fehler, Liefe­ran­ten­be­zie­hungen nach Osteuropa oder Asien zu beenden“

Frank Sundermann nimmt kein Blatt vor den Mund. Als Berater hat er sich in der Einkäuferszene mit seiner Firma Durch Denken Vorne einen Namen gemacht. Klar, dass auch er sich in diesen Tagen mit dem Thema Corona beschäftigen muss. Der Einkauf sollte aus dieser Pandemie seine Schlüsse ziehen − aber die richtigen, wie Sundermann im Gespräch mit MBI Einkäufer im Markt sagt.

 

Einkäufer im Markt: Alle reden über Corona. Wie ist das bei Ihnen? Gibt es auch noch andere Themen?

Frank Sundermann: Nein, es gibt nur noch Themen mit dem Virus, auch im Einkauf und in der Logistik.

Es kommen erste Rufe auf, dass die Pandemie nicht so schlimm wäre, wenn es die Globalisierung nicht gäbe, auch im Einkauf und in der Logistik. Was sagen Sie dazu?

Das Rad wieder zurückdrehen in die Zeit, als man sein Beschaffungsvolumen noch mit 90 Prozent Kirchturmlieferanten abgedeckt bekommen hat? Die Ewiggestrigen würden sich freuen und Genugtuung darin finden nach dem Motto „Ich hab es euch ja immer gesagt!“

Sie halten also nichts von Überlegungen, die Beschaffung stärker zu regionalisieren?

Jeder versierte Einkäufer sollte solchen Forderungen ein entschiedenes „Nein“ entgegensetzen. Eins hat uns die Corona-Pandemie bisher gelehrt: Das Virus kann überall sein − in Wuhan, im Kreis Heinsberg, in Bergamo oder auf der schwäbischen Alb. Es wäre ein Fehler, etablierte Lieferantenbeziehungen zu leistungsstarken Partnern in Osteuropa oder Asien jetzt abzubrechen, um sein Heil wieder in Deutschland zu suchen.

Hinzu kommt: Wenn die aktuelle Schockstarre (hoffentlich bald) vorbei ist und die Wirtschaft wieder hochfährt, dann könnten Einkäufer mit dem schnellen Wechsel in heimische Gefilde eine Krise nach der Krise erleben. Denn in der Zeit nach Corona sind eingespielte Partner und einwandfreie Lieferungen wichtig. Das Letzte, was man da brauchen kann, sind Anlaufschwierigkeiten und aufwendige Kommunikation.

Stichwort Hochfahren: Was sollte der Einkauf beachten?

Ich empfehle, mit den Lieferanten Web-Meetings abzuhalten, um sich gegenseitig abzustimmen. Es sollte klar sein, welche Lieferungen wie zu priorisieren sind. Außerdem müssen die logistischen Kapazitäten mit den Spediteuren abgestimmt werden.

Viele Betriebe haben es bei wegbrechenden Umsätzen schwer, ihre Liquidität zu sichern. Ein Mittel wären längere Zahlungsziele. Wie sehen Sie das?

Vorsicht, damit kann man sich ins eigene Knie schießen! Wer jetzt in Zeiten knapper Liquidität den Bogen überspannt und möglichst lange Zahlungsziele verlangt, riskiert, dass weniger finanzstarke Lieferanten in die Insolvenz rutschen, da diese nicht genügend Mittel haben, um das gesamte Vormaterial beim Neustart nach der Krise zu finanzieren. Darüber hinaus kann es dem Einkäufer passieren, dass sein Lieferant ihn mit zweiter Priorität behandelt. Wenn mir einer mit der Verlängerung des Zahlungsziel zu verstehen gibt: Cash is king!, so kann ich es auch mit ihm machen und anderen Kunden den Vorzug geben.

Anstatt längere Zahlungsziele zu fordern, sollte der Einkauf mit seinen Lieferanten in einen Dialog treten, wie die Supply Chain krisensicherer gemacht werden kann. Ich nenne nur die Stichworte Forecast-Planung, Konsignationslager und Vendor Management Inventory. Auch sollte jetzt die Zeit dafür genutzt werden, um die Leistung selbst zu optimieren. Die Not erzeugt auf allen Seiten die Bereitschaft zur Veränderung. Vorschläge, die früher vielleicht brüsk von der Technik abgelehnt wurden, können jetzt unter Umständen auf offene Ohren treffen.

Das Thema Risikomanagement genoss bisher in vielen Einkaufsabteilungen nicht gerade die höchste Priorität. Ändert sich das jetzt?

Eines ist sicher: Ein neues Ereignis wird irgendwann kommen − wir wissen nur noch nicht wann, was und wie heftig. Mein Rat lautet: Bauen Sie ein präventives Risikomanagement auf oder verfeinern Sie Ihr bestehendes mit den Erfahrungen aus der Corona-Krise. Arbeiten Sie mit Ihren Lieferanten Notfallpläne aus. Vermeiden Sie Single-Source-Situationen bei Lieferanten oder Werkzeugen. Künftig werden mehr Unternehmen bei kritischen Warengruppen oder Teilen auf mehrere Lieferanten setzen. Diese sollten auch geografisch nicht in der gleichen Region liegen.

Herr Sundermann, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Durch Information Vorne

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