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Die Einkaufsabteilung muss zum Schnittstellenmanager werden
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Die Einkaufsabteilung muss zum Schnitt­stel­len­ma­nager werden

Interview mit Hans Boot von Fabian Möpert, Markets International

Herr Boot, Sie beraten vorwiegend mittelständisch geprägte Unternehmen, darunter viele Maschinen- und Anlagenbauer, bei der strategischen Neuausrichtung ihrer Einkaufsabteilungen. Wie haben die Pandemie und unlängst der Krieg in der Ukraine die Einkaufsorganisation deutscher Mittelständler verändert?

Der Ausgangspunkt sind natürlich die erheblichen Lieferengpässe bei einer Vielzahl von Warengruppen. In dieser anhaltend schwierigen Situation gewinnen strategisches Vorgehen und das Neuabwägen von Risiken an Bedeutung. Konkret überdenken viele Einkaufsabteilungen jetzt noch stärker das Single Sourcing. Sie müssen ihre Beschaffung diverser aufstellen. Das bedeutet zum einen eine höhere Zahl an Lieferanten, die sich zudem nicht nur in einem einzigen Land befinden sollten. Zum anderen suchen Unternehmen nach zusätzlichen Beschaffungsquellen in der Nähe. In den meisten Fällen heißt das Mittel- und Osteuropa.

Welches Potenzial birgt das Thema Nearshoring von Beschaffungsaktivitäten aus Ihrer Sicht?

Die möglichen Vorteile liegen auf der Hand: Kurze Wege machen die Beschaffung flexibler und reduzieren Transportrisiken. Zudem erleichtern sie auch die Abstimmung mit Lieferpartnern, beispielsweise was das gemeinsame Entwickeln von Produkten und Lösungen betrifft. Seit 1,5 Jahren beobachten wir, dass viele Unternehmen die Beschaffung aus Asien zurückverlagern wollen, um die Risiken zu reduzieren. Wenn man weggeht aus Asien, werden die unmittelbaren Produktkosten natürlich erstmal steigen. Wegen signifikant gestiegener Logistikkosten spielt die Preisdifferenz zwischen Asien und Europa beim eigentlichen Produkt aber inzwischen eine geringere Rolle.

Wie machen Unternehmen ihre Einkaufsabteilungen fit für die Zukunft?

Viele Mittelständler haben bis dato reine Bestellabteilungen, die häufig sehr isoliert arbeiten. Die merken jetzt aber, dass sie Beschaffung strategischer denken müssen. Dazu gehört, dass die Einkaufsabteilungen besser mit Schnittstellen kommunizieren müssen. Zum Beispiel kann man gemeinsam mit den Fachabteilungen prüfen, wie sich Produkte so optimieren lassen, dass gegebenenfalls bestimmte Materialien und Teile durch andere ersetzt werden können, die besser verfügbar sind. Im engen Austausch mit dem Vertrieb lassen sich Beschaffungsbedarfe für künftige Projekte frühzeitig klären. Die Einkaufsabteilung muss also zum Schnittstellenmanagement werden.

Welche weiteren Themen sollten nicht aus dem Blick geraten?

Die Digitalisierung von Einkaufsprozessen war schon lange vor der Pandemie von Relevanz, wurde aber vielfach auf die lange Bank geschoben. Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt, sich auch hier besser aufzustellen. Auch das Thema Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten sollten Unternehmen nicht unterschätzen und sich frühzeitig damit auseinandersetzen.

Was raten Sie Unternehmen, die aktuell keine Zulieferer mit freien Kapazitäten finden?

Abwarten und Tee trinken ist immer die schlechteste Strategie von allen. Selbst wenn potenziell in Frage kommende Zulieferer aktuell voll ausgelastet sind und nicht direkt liefern können, sollten Sie jetzt damit beginnen, für die Zukunft ein Verhältnis zu diesen Partnern aufzubauen. Denn am Ende geht es ja gerade im Mittelstand auch um langfristige Strategien.

5 Tipps von Hans Boot

  1. Abwarten und Tee trinken ist keine gute Strategie. Handeln Sie jetzt und suchen Sie nach alternativen Lösungen für die Zukunft.
  2. Stärken Sie die Kommunikation zwischen Einkauf und den Fachabteilungen durch ein Schnittstellenmanagement.
  3. Führen Sie ein Risikomanagement ein, das Risiken identifiziert, bewertet und Gegenmaßnahmen vorsieht.
  4. Digitalisieren Sie Ihre Beschaffungsprozesse. So behalten Sie leichter den Überblick und können bei gravierenden Veränderungen schneller gegensteuern.
  5. Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten.

Das Interview führte Fabian Möpert, Markets International / August 2022

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